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Damaskusrosen und Ladies’ Night im Cliff House

Von Steinhäusern im Fels, hängenden Rosengärten und versteckten Höhlen.



Das Sultanat Oman präsentiert sich mit einer Vielfalt an landschaftlichen Schönheiten - von pinken Rosenblüten übersäte Berghänge kommen einem dennoch nicht gerade als Erstes in den Sinn. Dieses Naturszenario spielt sich von Ende März bis Mitte April in der Gebirgsregion des Jabal Akhdar, des ”Grünen Berges” ab. Man erreicht das Saiq Plateau auf etwa 2000 m Seehöhe in einer 2 Stunden Fahrt von Muscat, ab einem Kontrollpunkt bei Birkat Al Mouz ist ein Allrad betriebenes Fahrzeug Vorschrift. In Schlangenlinien schraubt sich die bestens ausgebaute gut befestigte Bergstraße auf das Jabal Akhdar Gebirgsmassiv. Wir profitieren von den angenehmen Temperaturen dieser Höhenlage und ebenso die blühenden Heckenrosen neben einer Vielzahl von Obstbäumen wie: Granatapfel-, Marillen-, Plaumen-, Kirschen-, Apfel-, Olivenbäume und Trauben. Für den Obst- und Gemüseanbau herrschen hier bei mediterranem Klima auf 2000 m Höhenlage ideale Bedingungen. Angebaut wird in Terrassenfeldern, deren kalkhaltige Böden von unzähligen im Fels entspringenden Quellen oder Brunnen bewässert werden. Die traditionelle Art der Bewässerung aus einem Netz von Bewässerungskanälen, den sogenannten Falaj, hat sich bis heute erhalten und einige dieser über 500 Jahre alten Anlagen sind UNESCO Weltkulturerbe. Das Plätschern der Falajkanäle begleitet uns auf dem Spaziergang durch die Rosendörfer des Jabal Akhdar, beginnend in Al Aquor.



Häuser und Terrassengärten schlängeln sich in die tief abfallenden Schluchten. Umgeben von dieser imposanten Kulisse wandern wir inmitten der Gärten von Rosendorf zu Rosendorf, bis wir in einem Blütenmeer von pinken Damaskusrosen landen. Es ist, als ob man Rosenduft atmet.



Die Rosenknospen und -blüten werden in Flechtkörben gesammelt und mittels Destillationsvorgang gewinnt man das berühmte und im arabischen Raum so beliebte Rosenwasser. Verwendung findet es nicht nur als Duft- oder Parfumessenz, sondern auch als Zutat zu Speisen und Getränken, wie etwa dem omanischen Café, Kahwa genannt. Nach etwa zwei Stunden haben wir unseren Rosendorf Rundgang beendet und wir verlassen diesen Orient der Düfte weiter bergauf in Richtung des Dorfes Sawjara. Eine Offroad Sandpiste führt zum Dorf von wo aus wir unser nächstes Abenteuer starten. Bepackt mit einem Übernachtungsrucksack steigen wir einen Berghang in ein Tal hinunter, an dessen Boden wir eine Hängebrücke überqueren, um auf der anderen Talseite wieder nach oben zu gelangen. Durch ein Tor schreitend, welches scheinbar ins Nichts führt, sind wir auch schon angekommen. Im Felsendorf am Berghang, im “Cliff Guesthouse”, werden wir in den für diese Bergregion typischen Steinhäusern übernachten.


Der erste Eindruck ist überwältigend und hält sich bis zur Abreise am nächsten Morgen. In Erwartung eines außergewöhnlichen Übernachtungserlebnisses erkunden wir das gesamte Areal mit den unterschiedlichen Steinhäusern zwischen kleinen Grünanlagen gelegen, liebevoll und authentisch im traditionellen lokalen Stil komfortabel ausgestattet und dekoriert. Dabei treffen wir auf zwei Omanische Damen, ebenfalls zu Gast im Cliff Haus. Nach dem landesüblichen Begrüßungsprozedere finden wir uns auf deren Terrasse zu hausgemachten Muffins und, in einer aufwendigen Zeremonie aufgegossenen, Safran Tee wieder. Eine der Damen hat iranische Wurzeln, wie sich herausstellt. Entferntes Stimmengewirr kündigt das Eintreffen weiterer Übernachtungsgäste an, was ein Blick auf die sich langsam über die Steinstufen des Gegenhangs bewegenden bunten Punkte beweist. “Und du bist die mit dem Iranischen Safran Tee?“ lautet die an mich gerichtete Frage der vier neu ankommenden Mädels. Nach kurzem Lachen klären wir auf, wer auf den so begehrten Tee einlädt. Als ob wir uns alle schon jahrelang kennen würden verweilen wir alle Acht wild durcheinander schwatzend im Freiluftwohnzimmer am Felshang, die angenehmen spätnachmittäglichen Sonnenstrahlen genießend.



In der Majlis, Arabisch für Aufenthaltsraum, wird das köstliche traditionelle Omanische Mahl serviert, hausgemacht zubereitet von den Dorfbewohnern. Wir machen es uns auf den Holzbänken gemütlich, während die Omanischen Damen das Abendessen am Teppich sitzend einnehmen. Schon in ihren farbenfrohen Pyjamas wirbeln sie durch die Anlage - es ist heute ja offensichtlich Damenabend hier in der Felsenloge.

Bis spät in die Nacht sind die aufgeregten Frauenstimmen und fröhliches Lachen aus den Zimmern zu hören und ich meine sogar Ratschläge zum richtigen Verhalten bei einer Dschinn Erscheinung vernommen zu haben. Der Vollmond wirft noch seinen milchigen Strahl über das Tal, bevor sich dunkelste Nacht über uns ausbreitet. Am folgenden Morgen verfolgt jede der Damengruppen ihre eigenen Pläne, sei es eine frühe Wanderung ins Gebirge oder ein ausgedehntes gemütliches Frühstück in der Majlis. Wir entscheiden uns, die nahe gelegene Al Amer Höhle zu entdecken. Nach einem etwa einstündigen Aufstieg im schwierigen Gelände, wagen wir ein kurzes Stück in den Höhleneingang zu klettern. Um die Tropfsteinhöhle ganz zu erforschen, benötigt man aber etwa zwei bis vier Stunden sowie entsprechende Ausrüstung inklusive Seil und einen lokalen Höhlenführer. Unser einzigartiges Bergerlebnis abseits der bekannten touristischen Pfade im Felsendorf endet mit dem Rückweg über die Hängebrücke zu unserem Fahrzeug und weiter nach Maskat. Unvergessen bleibt das pinke Rosenblütenmeer und die Damenrunde in den heimeligen Steinhäusern.

Text: Marion Reschreiter

Fotos/Video: Marion Reschreiter

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