Von versteckten Dörfern, Terrassenfeldern und imposanten Schluchten.
Das Sultanat Oman präsentiert sich mit einer Vielfalt an landschaftlichen Schönheiten und einer gastfreundschaftlichen Willkommenskultur, die tief verwurzelt in der Bevölkerung eben jene gelebte und aufrichtige Herzlichkeit der Omanis zum Vorschein bringt. Nicht selten findet man sich unterwegs bei Wanderungen oder Rundreisen in den privaten Wohnzimmern von Bekannten, manchmal aber auch völlig Unbekannten, wieder. Auch kommt man ohne Einladung zu Café und Datteln kaum bei den älteren Dorfbewohnern vorbei, die gerne im Schatten riesiger Akazien auf alten zerfransten Sofas und
Sitzkissen oder Teppichen an gemütlichen Ecken ihrer Dörfer sitzen - manchmal direkt am Wanderweg. So liegt auch der unter dem Namen „W6 Café“ – benannt nach der Nummer des Wanderweges – bekannte Kiosk direkt am Pfad des „Balkonspaziergangs“ im beeindruckenden Grand Canyon des Oman. Kein Spaziergang, aber eine Wanderung in 2/3 Höhe der Schlucht des Grand Canyons, der sich etwa 10 km durch das Wadi An Nakhar am Fuße des Jabal Shams „Sonnenberg“ schneidet, eröffnet unglaubliche Ein- und Ausblicke in diese gigantische Felsschlucht deren dreidimensional ineinander verschwimmenden Felswände einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen. Ob am Beginn oder Ende der Wanderung in den Grand Canyon des Omans, das „W6 Café“, betrieben von Ali und seinem Großvater aus dem Bergdorf Al Khutaim, ist es jedenfalls wert, einen Stopp mit grandioser Aussicht einzulegen.



Unzählige Siedlungen, vor allem mit landwirtschaftlichem Hintergrund und neuerdings natürlich auch als Ausflugsziele für Aktiv und Abenteuer Tourismus, charakterisieren die Gebirgsregion des Jabal Akhdar, des ”Grünen Berges”. Hier auf dem Saiq Plateau in Dörfern wie Al Aqor oder weiter westlich Misfath Al Abreen bei Al Hamra oder Wakan Village an der Nordflanke, profitiert man von den angenehmen Temperaturen dieser Höhenlage und ebenso die Heckenrosen neben einer Vielzahl von Obstbäumen wie: Granatapfel-, Marillen-, Pflaumen-, Kirschen-, Apfel-, Feigen-, Walnuss-, Olivenbäume und Trauben. Für den Obst- und Gemüseanbau herrschen hier bei mediterranem Klima auf 1500 bis 2000 m Höhenlage ideale Bedingungen. Angebaut wird in Terrassenfeldern, deren kalkhaltige Böden von unzähligen im Felsen entspringenden Quellen oder Brunnen bewässert werden.
Die traditionelle Art der Bewässerung aus einem Netz von Bewässerungskanälen, dem sogenannten Falaj, hat sich bis heute erhalten und einige dieser über 500 Jahre alten Anlagen sind UNESCO Weltkulturerbe. Das Plätschern der Falajkanäle begleitet uns auf den Wanderungen durch die Dörfer des Jabal Akhdar.
Häuser und Terrassengärten schlängeln sich in die tief abfallenden Schluchten. Umgeben von dieser imposanten Kulisse wandern wir inmitten der Gärten von Dorf zu Dorf. In vielen dieser traditionellen Dörfer in Omans Bergen, Schluchten und Tälern findet man seit geraumer Zeit die charmanten, von den Dorfbewohnern betriebenen Heritage Gästehäusern und Cafés. Entweder sind es
adaptierte Lehmziegelbauten oder Steinhäuser im Hochgebirge, die wundervolle Orte der Begegnung mit der lokalen Bevölkerung schaffen. Man wohnt als Tourist Tür an Tür mit den noch fallweise in den Dörfern lebenden omanischen Familien und sitzt in
den offenen Restaurants mit deren stolzen Eigentümern und teilt sich gegenseitig Neuigkeiten mit.

Omanischer Café, Kahwa genannt, und Datteln sowie frische Früchte aus den eigenen Gärten dürfen hierbei natürlich nicht fehlen. Die
Dorfbewohner beginnen eine Unterhaltung in Arabisch, Touristen antworten in Englisch und man versteht sich. Zum Ausdruck gebracht durch verständnisvolles Nicken und illustrativen Gesten auf beiden Seiten.
Unvergessen bleibt das Verweilen in den heimeligen Steinhäusern und die Schönheit des Andersseins eines Landes, einer Kultur, einer Gesellschaft. Diese Schönheit wird von den Menschen im Oman natürlich zelebriert, alle Besucher und Gäste in ihren Bann ziehend.
Text: Marion Reschreiter
Fotos: Marion Reschreiter
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